Trias/Jura-Grenze

Die ersten Ammoniten des Juras

Übersicht

Seit dem Jahre 2006 wird die Grenze zwischen Trias und Jura mit 200 Millionen angegeben. Diese T/J-Grenze markiert eine Aussterbe-Epoche, in welcher auch die Ammoniten beinahe ausgestorben wären. Der Niedergang der reichhaltigen Trias-Ammoniten-Fauna war eigentlich an der T/J-Grenze bereits vollzogen. Die Forschungen darüber, welche Ammoniten nun den Übergang in den einsetzenden Jura geschafft haben, halten immer noch an. Der unterste Jura (Hettangium bzw. Lias alpha 1) umfasst einen Zeitraum von 3,5 Millionen Jahre. Die in Deutschland zugänglichen Sedimente zeigen dabei eine sehr unterschiedliche Abfolge und Studien anhand von Ammoniten sind eigentlich nur in der Westalb möglich (südlich von Tübingen). Dabei zeigt sich, dass die untersten Sedimente des Hettangium auch in der Westalb fehlen. Diese sind aber beispielsweise in Nevada, Canada, Nordirland, England oder neuerdings auch Österreich (Kuhjoch) vollständiger, weshalb stratigraphische Vergleiche mit genannten Ländern erforderlich sind. Dies macht deutlich, dass in der Westalb fast das unterste Drittel der Hettangium-Sedimente fehlt.
Üblicherweise wird in der Literatur in Deutschland als Zonenfossil des Lias alpha 1 das Psiloceras planorbis genannt. Das ist aber nicht der älteste Hettangium-Ammonit in der Schwäbischen Alb oder in Norddeutschland, sondern es sind die Neophylliten, wovon bisher gleich einige Arten beschrieben wurden. Der große Reigen der Juraammoniten beginnt allerdings weltweit gesehen viel früher sowie klein und bescheiden mit Psiloceras spelae, das aber wegen einer Schichtlücke nicht in Deutschland vorkommt. Die Psiloceraten bildeten mindestens 27 Arten aus, aus denen im Verlaufe der weiteren Entwicklung alle weiteren Jura-Ammoniten hervorgingen - wahrscheinlich auch die Lytoceraten.
Psiloceraten besaßen den einteiligen Anaptychus, wie ihn die Lytoceraten und Phylloceraten auch noch in Jura und Kreide beibehielten. Ab Lias epsilon (oberes Pliensbachium) treten dann die zweiklappigen Aptychen in Erscheinung.
Die zeitweilig auftauchenden Neophylliten mit ihrer vereinfachten Sutur (Lobenlinien) scheinen im unteren Hettangium auch schon wieder zu erlöschen
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Psiloceras spelae, Psiloceras tilmanni und Psiloceras erugatum kennen wir bisher aus Deutschland wegen genannter Schichtlücke nicht.

Im unteren bis mittleren Hettangium ergibt sich derzeit weltweit in etwa oben dargestellte Ammoniten- Reihenfolge. Heute tendiert es dahin, dass sich die Psiloceraten sowie die Phylloceraten aus Tragorhacoceras entwickelt haben. Eopsiloceras käme demnach nicht als Vorläufer der Psiloceraten in Betracht. Die Lytoceraten haben sich erst im untersten Jura aus den Psiloceraten entwickelt und haben keine Vorgänger in der Triaszeit. Der in der Trias häufige Rhacophyllites hat zwar noch den Schritt in den untersten Jura geschafft, findet aber dort sein Ende. Choristoceras als Spätform der Ceratiten erlischt gleichfalls im untersten Jura endgültig.
Und nun eine kleine Exkursion.
Hier ist ein Aufschluss aus der Westalb zu sehen. Genau in Bildmitte verläuft die T/J-Grenze. Es liegt das Neophylliten-Lager des untersten Juras auf dem obersten Rhät-Sandstein auf. Dazwischen verläuft ein Bonebed unterschiedlicher Stärke. Es misst 5 cm oder weniger. Es muss nochmals erwähnt werden, dass in der Westalb das erste Drittel des Hettangiums nicht zur Ablagerung kam, und daher die Horizonte des Psiloceras tilmanni, Psiloceras spleae und Psiloceras erugatum fehlen.
Ein Gesteinsbrocken aus dem Neophylliten-Lager. Ammoniten sind darin recht spärlich gesät und dienen wohl eher der wissenschaftlichen Forschung als der Bereicherung privater Sammlungen.
Neophyllites antecedens mit der unverkennbaren Sutur.
Ein Handstück aus dem Neophylliten-Lager, welches man durchaus als “Glücksfund” einstufen darf.
Obiger Neophyllites aus der Nähe betrachtet. Auch hier ist die neophyllitische Sutur erkennbar.
Die Psiloceraten, die in der Westalb über den Neophylliten liegen, treten manchmal häufiger in Erscheinung, sofern man mit etwas Glück überhaupt passendes Gestein dazu entdeckt. Psiloceraten zeigen eine zerschlitztere Sutur wie dieser Psiloceras psilonotum aus der Westalb schön erkennen lässt. Daher sind Neophylliten von den Psiloceraten auch durch den weniger geübten Ammonitensammler unterscheidbar.
Psiloceras psilonotum (4,5 cm). Aus einem verwitterten Lesestein, weshalb die Einfärbung besonders ockerfarben ausfällt.
Die Psiloceraten der Arten plicatulum (berippt) und psilonotum (glatt).
Weitere Funde aus der psilonotum-Subzone.
So wirkt die Gesteins-Matrix in den psilonotum-Bänken. Nach einer gepflegten Sammlung sieht das dann nicht mehr aus. Es muss betont werden, dass die Ammoniten im Psilonoten-Kalk eher selten sind und lediglich schlecht erhaltene Muscheln und Austern manchmal in Massen vorkommen, die sich aber meistens nicht unbeschädigt aus dem Stein lösen lassen. Es scheint in diesen Bänken eine Ereignislage zu geben, in welcher die Psiloceraten dann in Nestern vorkommen können und aus welcher die begehrten Handstücke mit gleich mehreren Exemplaren darauf stammen, die man manchmal bei versierten Sammlern oder in der Literatur als Einzelstücke zu sehen bekommt. Das sind aber reine Glücksfunde und der Sammler sucht im Regelfall vergeblich nach den Psiloceraten und schon gleich gar nach den tollen mehrexemplarischen Handstücken. Das hier oben ist die realistische Ausbeute eines Sammler-Sommers.
Auch das gibt es - aber nicht in der Schwäbischen Alb, sondern bei Bad Meinberg in NRW - psilonotum in Pyritschale. Zum Artnamen psilonotum noch eine Anmerkung. Gerne wird diese Form auch planorbis genannt, das ist aber falsch. Untersuchungen im Jahr 2000 durch BLOOS und PAGE haben ergeben, dass planorbis in Watchet/Somerset UK sein Lager unterhalb des Psilonoten- Lagers hat und planorbis zudem etwas enger gerollt und dadurch hochmündiger ist. Es sind also zwei verschiedene Arten. Zudem, planorbis tritt in Deutschland gar nicht in Erscheinung.

In den letzten Jahren haben die wissenschaftlichen Forschungen im untersten Hettangium so manche bisherige Wissenslücke schließen können und es wird deutlich, was bei den unvollständigen Sedimenten in Süddeutschland im untersten Hettangium so alles fehlt. In der Westalb beginnen die ersten Jura-Ammoniten mit den Neophylliten und es fehlen die untersten Hettangium-Sedimente mit den Psiloceraten spelae, tilmanni und erugatum.

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